Der Wind hat, wie er gehofft hatte, gedreht und sogar ein wenig aufgefrischt. Frisch ist die Luft jetzt, an diesem Junitag: nicht kühl, aber auch noch nicht heiss, wie sie am Nachmittag sein wird, am Beginn einer vorhergesagten Hitzewelle. Genau recht zum Velofahren. Überhaupt: es ist sein freier Tag heute, die Kinder sind am Morgen zufrieden, aber ganz leicht aufgeregt aus dem Haus gegangen, mit Vorfreude.

Für den Abend ist eine kleine Feier zum Geburtstag einer der Töchter geplant, Gäste sind eingeladen. Eigentlich nur Grillieren im Garten, dazu Geschenke auspacken und etwas mehr essen als sonst. Dafür hat er nach dem Frühstück sein Rad mit lauter Packtaschen behängt und ist ins Nachbardorf zum Supermarkt gefahren. Jetzt sind die Taschen bis obenhin gefüllt mit Esswaren, Getränken, dazu bunte Servietten und Kuchenkerzen.

Der Rückenwind schiebt wie in Festlaune. Der Heimweg könnte ruhig noch länger sein, allerdings würde es dann knapp mit dem Mittagessen. Trotzdem hält er auf dem Weg über die Felder kurz an und pflückt Wiesenblumen, Mohn und Weizen für einen schmalen Strauss. Der passt gerade noch in eine der Taschen.

Jetzt ist er tiefenentspannt, wenn man es heute nennt. Vielleicht das erste Mal in dieser Woche. Endlich erledigt er wieder einmal etwas mit ein wenig Reserve an Zeit, nicht auf den letzten Drücker. Das gibt ihm das Vertrauen, dass das spezielle Abendessen gelingen wird, er hat ja noch den ganzen Nachmittag Zeit dafür, dass es eben ein Festessen ist und nicht nur eine warme Mahlzeit. Das Radfahren ist praktischerweise ja auch schon erledigt, wenn er zu Hause ankommt. Wäre Meditieren eine seiner Gewohnheiten, könnte er heute auch das streichen. Mit Schwung fährt er in die Steigung zurück ins Dorf. Fahrt- und Rückenwind heben sich beinahe auf, so dass der Blumenstrauss in der Packtasche beinahe still steht.