Alles beim Alten: Die Tour de France endet wie erwartet.

Es wäre tatsächlich sehr verwunderlich gewesen, wenn der französische Robin Hood sich gegen die Sheriffs von Nottingham durchgesetzt hätte. Am Ende, morgen auf den Champs Elysées, bleibt nicht mal mehr ein Podestplatz für den grossherzigen Kämpfer. Seine Mission hat er aber erfüllt: Er hat gezeigt, dass es sich lohnen kann, gegen die scheinbare Übermacht aus England anzutreten, mit Mut und Energie. Alle anderen sind wie in den letzten Jahren erstarrt vor INEOS wie das Mäuslein vor der Schlange. Lieber hinter dem Leader herfahren und Dritter werden, als ihn herausfordern, möglicherweise scheitern und dann Siebzehnter werden. Was für eine Kleingeistigkeit! Nächstes Jahr wird keiner mehr nach dem Dritten von 2019 fragen. Oder nach dem Vierten, das war der erstaunliche Buchmann aus Deutschland, der in den Alpen lieber seinen Tp-Ten-Platz verteidigt hat, als nach dem Gesamtsieg zu greifen. Man möchte ihm gratulieren und gleichzeitig mehr Mut wünschen.

Alaphilippe aber ist gefahren wie einst Hinault, der letzte französische Tour-Sieger, und das war 1985.

Blaireau
Kein Pokerface bei Hinault. Jamais!

Hinault wollte nicht nur gewinnen, sondern dominieren. Da sind ihm die Engländer sehr ähnlich, bloss verwenden sie andere Methoden. Während Hinault das Feld in die Luft sprengte, indem er als Leader an einem Pass von der Spitze weg attackierten konnte und dabei seine Führung aufs Spiel setzte, Ersticken die Engländer das Rennen, indem sie es als Team komplett kontrollieren. Sicher effizienter als Le Blaireau, aber für den Zuschauer die absolute Katastrophe. Ausser, es kommt eben doch einer daher und rüttelt an der Festung. Daher lieber eine Tour mit einem am Ende gefallenen Helden als das übliche Abspulen der INEOS-Strategie.

Was haben wir nun davon, und warum schreiben wir hier darüber? Natürlich ist der Radrennsport maximal die schönste Nebensache der Welt (Fussball unter ferner liefen, jawoll). Aber ein solches Rennen zeigt eine weitere Facette des Universums Velo. Das Fahrrad weckt sogar Emotionen, wenn man bloss anderen beim Fahren zusieht! Und was für welche, vor meinem Fernseher war ziemlich was los, wenn attackiert und aufgeholt, hochgeklettert und abgefahren wurde. Meinen Kindern wurde das etwas unheimlich, und sie verzogen sich vor ihre Smartphones. Nächstes Jahr lege ich für die Bergetappen den Pulsmesser an und werte das dann als Training.

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