Als Bruce Springsteen 1998 seine Box „tracks“ mit fünf CDs veröffentlichte, war das für seine Fans ein ziemliches Ereignis. Auf jedes neue Album warteten sie monate-, wenn nicht jahrelang mit der Vorfreude eines Fünfjährigen vor Weihnachten. Diese Box mit lauter unveröffentlichten Songs aus den vorangegangenen 25 Jahren war für sie aber mindestens so ein Fest wie Weihnachten, Ostern und Geburtstag zusammen, und alle Freunde waren eingeladen. An dieser Stelle noch einmal danke, danke, danke, Boss.

Der Vergleich mag etwas hoch gegriffen sein, aber ein ähnlich schönes und unerwartetes Geschenk machte der Veloclub The Rough Stuff Fellowship aus England vor Kurzem der Fahrradwelt. Die RSF hat das umfangreiche Dia-Archiv eines verstorbenen Mitgliedes in die digitale Gegenwart geholt und das Ergebnis uns allen zugänglich gemacht. Es ist unter @rsfarchive auf Instagram zu finden. Liebhaber alter Fahrräder, passionierte Veloreisende, Menschen, die das noch werden wollen und überhaupt Leute, die Freude an Ansichten aus der nicht allzu fernen Vergangenheit haben, können sich an an Bildern von Vereins-Radtouren in Grossbritannien und dem Rest der Welt weiden. „Radtouren“ ist vielleicht nicht der rechte Ausdruck, denn viele Szenen muten mehr wie Expeditionen an.
Das Archiv gibt dem Betrachter einen wunderbaren Eindruck davon,
- wie man früher, konkret in den 50er- und 60er-Jahren, Radtouren unternommen hat
- dass man mit dem Fahrrad, selbst wenn es schwer beladen ist, in die abgelegensten Ecken kommt
- dass man atemberaubende Landschaften auch ohne Hightech-Ausrüstung durchradeln kann
- dass man selbst ein ziemliches Weichei ist, weil es einem nie in den Sinn kommen würde, in so meinem Aufzug bei so einem Wetter sein Rad über so einen Pfad zu schleppen
- wie dringend man selber wieder mal zu einer Radreise aufbrechen sollte, egal wie kurz die Reise und wie nahe das Ziel
Und allein diese Einsichten sind es wert, sich einen Instagram-Account zuzulegen, auch wenn man sozialen Medien gegenüber skeptisch ist – wie velopflock.ch auch. Alles eine Frage der Dosis. Fast täglich kommen neue Bilder hinzu, und eben ist das Buch zum Archiv erschienen. Was im Buch fehlen dürfte, sind die ebenso spannenden wie amüsanten Kommentare auf Instagram. Dort tauschen die Mitglieder Mutmassungen aus, wer das jetzt sein könnte auf dem Bild, oder was aus dem abgebildeten Velo geworden ist.
Hier ein paar Beispiele (alle Bilder von The Rough Stuff Fellowship, über Instagram), die besonders heraus gestochen sind. Mein Lieblingsbild ist das erste. Es ist so sorgfältig komponiert wie Da Vincis Abendmahl. Ausserdem bin ich ein grosser Fan von Velo-Pelerinen, und die kommen hier zu ihrem Recht.





Punkt Nr. 4 kommt mir öfters in den Sinn….;-)