Ich schwöre: Ich kenne den Eigentümer des Personenwagens im Vordergrund nicht, noch habe ich einen Wildfremden gebeten, mit seiner Karre vor meinem Handy herum zu kurven. Tatsache ist, dass ich dieses Kunstwerk, diese Plastik, diese Installation rein zufällig entdeckt habe und fotografieren wollte. Vielleicht hatte ich an dem Tag eine unangenehme Begegnung mit einem Automobilisten gehabt (gut möglich), oder ich war gerade stinksauer auf etwas oder jemanden (noch güter möglich). Jedenfalls hat sie mich angesprochen, diese Skulptur, und deswegen habe ich sie fotografiert.
Den Kleber auf der Haube des Autos habe ich erst Tage später bemerkt. [Anm. der Red.: GIRO ist ein riesengrosser kalifornischer Hersteller von Fahrradhelmen und inzwischen anderen Sportartikeln.] Je länger ich nun darüber nachdenke, desto weniger plausibel erscheint es mir, dass rein zufällig ein Helmherstelleraufkleber vor genau dieser Kunst durchbraust in genau dem Moment, indem ich (also nicht irgendein Kunstliebhaber, sondern ein Velo-, ähm, -freund) auf den Auslöser drückt. Die besten Geschichten schreibt nämlich das Leben, sagt man, aber damit ist nicht das Phänomen des Zufalls gemeint, sondern die Macht des Schicksals. Jenes Schicksals, welches mich bis und mit heute vor schweren Unfällen auf dem Rad bewahrt hat. Welches das Velo so schön, nützlich und einfach gemacht hat. So einfach, praktisch und ökonomisch gar, dass der Grossteil der Menschheit ob so vielen Vorteilen an einen Etiketten-Schwindel glaubt und das Velo meidet und verachtet.
Von Schicksal wollten die Marketing-Fuzzis von Giro aber nichts hören, als ich ihnen das Bild anbot. Sie kauften es mir nicht ab. Dabei hatte ich doch das Kontrollschild extra so kunstfertig verpixelt! Schicksal, zeige ich das Bild halt nun im Blog.
Nicht weniger von Schicksal muss man sprechen, wenn man folgendes bedenkt: Nachdem ich das obige Bild aufgenommen hatte, drehte ich mich um und wollte weiter gehen, da traf mich ein weiteres metaphorisches Bild wie ein Blitz:
Bus und Velo mussten hier dem Auto weichen! Auf weniger als die Hälfte wurde hier die Velospur verniedlicht. Ein Bild von selten gesehener Tristesse, würde man meinen, könnte das geübte Auge Ähnliches nicht auf Schritt und Tritt beobachten. Der Wahnsinn unserer Zeit.
Apropos Wahnsinn: Auch kein Zufall, sondern Ausdruck wahnsinnigen Unvermögens ist, dass auf der Tablet-Tastatur, die ich für das Schreiben dieses Textes benutze, die Kombination Shift+Leertaste zum Wechsel der Sprache führt. Mit dem Resultat, dass etwa einmal in der Minute plötzlich kyrillische Schriftzeichen auf dem Bildschirm auftauchen, denn nicht selten folgt ja auf einen Leerschlag ein Grossbuchstabe, mindestens in der deutschen Sprache. Wenn man in Eile ist, kann man die beiden schon mal vertauscрутб гтв вфтт ышуре вфы ыщ фгыю. Fänden Sie das lustig? Aber ich hab’s ja schon vor Langem hier geschrieben: Solche Tastaturen sind ein Witz. Ein leichtes, handliches Tablet, und dann macht man doch wieder eine Tastatur dran. Ein leichtes, simples Fahrrad, und dann macht man einen Motor dran und hat – ein Moped, hurra! Oder man nimmt so eine Radweste und zippt ihr, als technisches Gadget sozusagen, Ärmel an und schleppt sie dann als Weltneuheit auf Messen („erste Langarmweste“ – ich schmeiss mich weg.). Übrigens auch von Giro. Kann doch kein Zufall sein.
Nun, es ist ja eine amerikanische Firma, das entschuldigt einiges (ein nuees rad! jetzt noch runder!)…aber Helme machen, das können sie wirklich, das muss man ihnen ganz neidlos lassen.