Hier gibt’s endlich mal was zu gucken.

„Bilder sagen mehr als tausend Worte“, sagen mehr als tausend Zuckerbeutel. Das wollen wir uns heute zu Herzen nehmen, auch wenn man sich nur schlecht vorstellen kann, wie gewisse einzelne Worte wie, sagen wir, Hueregopfertamisiech mit einem Bild dargestellt werden sollen. Wir lassen uns aber gerne eines Besseren belehren. Unsere E-Mail-Adresse steht oben unter „Kontakt“. Auf eine kurze Bildlegende soll jeweils dennoch nicht verzichtet werden. Übrigens ist dieser Eintrag keine Aktion zu einem etwaigen internationalen Tag des Bildes oder sowas. Er ist eher im Rahmen der Aktion „entrümple deine Festplatte“ zu sehen. So kann ich einige Bilder, die schon länger auf ihren Einsatz gewartet haben, endlich löschen. Los geht’s.

Klacker!

(so hat früher der Dia-Projektor gemacht und einen in den Schlaf gewiegt. Geht aber nicht auf dem Computer, keine Angst.)

20150308_152430Dieses Bild stammt nicht vom Mars Rover, sondern wurde in einem Pumppark aufgenommen. Ein Pumppark ist die Weiterentwicklung des heute noch etwas besser bekannten Pumptracks. Ein Pumptrack wiederum ist eine Velobahn, eine Landschaft von sich kreuzenden und sich verzweigenden Wegen oder Pisten, die alle aus einer Abfolge von Kuppen und Mulden und Steilwandkurven bestehen. Ein Pumptrack kann von Geübten ganz ohne Treten, nur durch gezielte und wohlgetimte Verlagerung des Körpergewichtes nach hinten und vorne und wieder zurück befahren werden. Und ein Pumppark hat nicht nur viele Wege zum Befahren, sondern eine einzige vollständige Fläche. Wer so eine Einrichtung überflüssig findet, dem sei gesagt: sie ist es nicht. Ein Pumptrack oder –park ist eine wertvolle Erweiterung eines Spielplatzes, denn wo sollen sich Kinder heutzutage noch austoben? Offene Flächen, die nicht intensiv belandwirtschaftet werden, gibt es nicht mehr, verlassene Baustellen auch nicht. Und dabei ist es heute wichtiger als je zuvor, dass Kinder ihr Velo beherrschen, wenn sie sich eines Tages sicher und verantwortungsbewusst im Strassenverkehr bewegen sollen. Beobachtet man Kinder und Jugendliche auf dem Pumptrack, geht einem einfach das Herz auf. Also, liebe Quartiervereine, Schulen und Gemeinden: rollt euren Kindern den schwarzen Teppich aus!

Klacker!

BildIch habe beruflich immer wieder mal in Chur zu tun, einer mittelgrossen Schweizer Stadt, die sich vor wenigen Jahren zum Ziel gesetzt hat, eine Velostadt zu werden. Sie scheint auch gut unterwegs zu sein zu diesem Ziel, wenn man die letzte Velostädte-Umfrage von Pro Velo Schweiz konsultiert. Dort liegt Chur in der Beurteilung der Velo Fahrenden auf Platz eins der mittelgrossen Städte und auf Platz zwei der Gesamtwertung. Ich nehme jeweils mein Velo mit nach Chur, kenne darum die Verhältnisse dort ein wenig, und ich kann den Churer Stadtbehörden sagen: Das wird nie, nie, nie was. Nicht, dass ihr nun aufstecken sollt mit euren Bemühungen als Velostadt, das wäre ganz verkehrt. Aber auch wenn ihr eine ganz schicke und zweckmässige Abstellanlage am Bahnhof habt, einen superduper-Radweg am Bahntrassee und Anschluss ans Netz der Rhätischen Bahn und des Postautos, welche beide mit wunderbaren Transportmöglichkeiten für Velos glänzen, und obwohl ihr mindestens einen Veloladen habt, der den Namen verdient (neben zahlreichen Geschäften, welche einfach zweirädrige Sportgeräte und farbenfrohe Wursthäute unter die Leute bringen, siehe anderswo) trotz alledem: Eine Velostadt werdet ihr nie und nimmer, solange die ganze Stadt von diesen überdimensionierten Korkenziehern verpestet ist, an denen man sein Velo eigentlich abstellen können sollte, an denen man es aber nur ruinieren kann. Felgen, Speichen, Bremsscheiben, Kabel – kann man alles an den Dingern opfern. Und in der ganzen mittelgrossen Stadt gibt es im öffentlichen Raum nur den einen Typen von Veloabstellanlagen (ausser vor den beiden Freibädern, aber das ist den Trolls von der Planungsabteilung bisher offenbar entgangen, hähähä). Man kann sich nicht recht entscheiden, wonach das aussieht: kommunistische Plan- oder kapitalistische Vetternwirtschaft? Kunst im öffentlichen Raum oder missratene Sparübung? Schizophrenie von Veloförderung und –repression? Viel Stoff für einen Psychoanalytiker. Ich stelle mein Velo jedenfalls immer schön daneben ab. Ich bi doch nöd blöd!

Klacker!

20150407_210148Wenn heute über Tieranwälte diskutiert werden darf, dann sollte man mindestens auch den Begriff der artgerechten Haltung von Fahrrädern einführen. Dieses Bild einer Veloabstellanlage in der Tiefgarage eines Mehrfamilienhauses mag zwar Assoziationen mit Gladiatoren im Kolosseum oder Zobel auf einer Zobelfarm hervorrufen. Man muss sich aber vor Augen halten, dass die Anlage sowas von diebstahlsicher und witterungsgeschützt ist, dass sie fast eine Auszeichnung verdient hätte. Und warm ist es auch, und die Beleuchtung ist einwandfrei, so gut, dass man sogar ein altes Zahlenschloss bedienen kann, auf dessen Zahlen längst alle Farbe abgegriffen ist. Der chaotische Eindruck, den die Anlage macht, rührt von der undisziplinierten Bande von Benutzern. Einziger Wermutstropfen: Für Kinder ist es eine kleine Expedition, ihr Velo aus dem Käfig zu befreien, denn auf dem Weg zum Velo und weiter zum nächsten Trottoir muss man zwei Zylinderschlösser (welches Kind hat schon einen Schlüssel dabei?), eine schwere Gitterschiebetür und wahlweise die schmale, lichtsignalgesteuerte Autorampe, die Treppe oder den Lift überwinden. Also doch nicht artgerecht, denn ein Velo will schliesslich gefahren werden. Mehr zum Thema von allerhöchster Stelle: Hier klicken.

Klacker!

PostVelokellerOb es der Gelbe Riese kann? Dieses Bild soll angeblich aus dem Untergeschoss des neuen Hauptsitzes der Schweizer Post in Bern stammen. Dort (am Hauptsitz, nicht konkret im Untergeschoss) arbeiten in Zukunft 1850 Menschen, und die Veloabstellanlage beherbergt nicht weniger als 450 Fahrräder. Das ist doch mal eine Ansage! Ein Viertel der Belegschaft könnte mit dem Velo zur Arbeit! Ich bezweifle allerdings schwer, dass sich die Anlage jemals füllen wird ohne flankierende Massnahmen, die das Velofahren zur Arbeit attraktiv machen: monetäre Anreize, Garderoben, Duschen, Schränke, seriöse Parkplatz-Bewirtschaftung und aggressives Marketing. Aber ein Anfang ist gemacht.

Klacker!

RudgeEin Werbeplakat für eine englische Velohersteller aus der Zeit der vorletzten Jahrhundertwende. Damals war das Bild um Galaxien weniger visionär, als es heute ist: Das Velo triumphiert bei der grossen Masse der Bevölkerung. Damals fuhren nämlich ganz viele Leute mit dem Velo in die Fabriken, weil es keine Autos gab oder sie sich, als es sie dann gab, nicht im Traum eines hätten leisten können. Auf den Strassen gab es Platz für sie, und die Bewegung tat ihnen gut nach der ungesunden Fabrikarbeit, und Velofahren war die schnellste Art der Fortbewegung. Mindestens die letzten beiden Punkte haben nicht geändert. Trotzdem schmerzt das Betrachten des Bildes fast, weil es dermassen utopisch wirkt in der heutigen Welt. Das Rudge-Bild muss man als Velofahrer deshalb aus Selbstschutz anders interpretieren: Tombola beim Jahrestreffen des Bergwerks-Arbeitervereins, der Hauptpreis ist ein Fahrrad, das die Glücksfee der begeisterten Teilnehmern präsentiert. Oder ist es gar nicht die Glücksfee, sondern die Gewinnerin, ihren Preis präsentierend?

Klacker!

IMAG0073Hier sind wir nun in der Realität angekommen, Schweizer Unfallprävention Ende der Fünfzigerjahre. Es war die Zeit, als sich auch der kleine Mann ein Automobil leisten konnte und das Velo seinen Abstieg in der Gunst des Publikums begann. Alles etwas unklar hier. Was macht der Autofahrer im Hintergrund genau für eine Geste? Wie schnell nähert sich der PKW von hinten? Wollen wir das wirklich wissen? Schon eher rhetorischer Natur ist vor dem geschichtlichen Hintergrund die Frage: Ist das Velo hier die  Gefahr oder in Gefahr? Der Text in der linken oberen Ecke hilft weiter, er lautet: „Radfahrer-Achtung. Achtung – Radfahrer“. Dieses Credo ist bis heute die Grundlage von Verkehrspolitik und  Unfallprävention: In erster Linie hat der Radfahrer aufzupassen, also Leuchtweste, Helm, Reflektoren bis hinunter zum Tretlager. Erst danach der Hinweis an den Autoverkehr, dass er doch, wenn’s nicht zu viel Umstände macht, ähem, also, Obacht auf die Velos geben soll. Und mit diesen betrüblichen Gedanken entlassen wir euch für heute zurück in den Alltag.

Klacker!

Peter SaganNein, natürlich nicht! Wer wären wir denn! Zum Schluss also noch dieses Bild vom slowakischen Radprofi Peter Sagan, aufgenommen anlässlich der Siegerehrung irgendeines Hauseckenrennens, womöglich sogar einer Frühjahrs-Classique, gewonnen von Spartacus. Sagan scheint trotz des entgangenen Sieges viel Spass zu haben, und nach zweihundertfünfzig Kilometern über nasses Kopfsteinpflaster mag man ihm etwas Spass weiss Gott gönnen. Sexistisch? Aber ja doch. Doch auch nicht sexistischer als die Erfindung von Ehrendamen im Radsport. Wie fänden Sie denn Ehrenjungs am Podium eines Profi-Frauenradrennens? Ach so, Sie wussten nicht, dass es das gibt, Profi-Damenradsport. Doch, das gibt es. Und die Verteilung der medialen Aufmerksamkeit auf Herren- und Damenrennen ist verdammt viel sexistischer als dieses Bild da oben.

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