Auf dem Veloweg von Kauderwelsch über Bastien Girod zu Benny Hill

Früher war alles besser. Da gab’s zum Beispiel eine Website namens «Veloärgernisse», da konnte man Bilder und Beschreibungen von ärgerlichen Verkehrssituationen im Veloverkehr veröffentlichen, und damit die Verkehrsplaner aus der Velofahrerperspektive in die Mangel nehmen. Die Website wurde von Bastien Girod ins Leben gerufen, und ich fand das damals eine tolle Idee (und das wäre sie auch heute noch, wenn es die Website noch geben würde). Und weil Bastien Girod damals wie ich ein Student und damit automatisch total cool war, fand ich die Idee natürlich gleich noch besser. Heute bin ich (und der Bastian glaube ich auch) noch immer akademisch angehaucht, aber auch älter und überhaupt nicht mehr cool. Und deswegen war früher eben alles besser, finde ich jedenfalls.

Heute sieht das so aus: im aktuellen Velojournal (5/11) werden Bastian Girod (Grüne Zürich) und zwei andere «Velopolitiker» zum Thema Veloförderung interviewt. Da fallen Begriffe wie Mischverkehr, Entmischung, Niederlande, Velovignettenabschaffung, Velodiebstahlregister, Bundesebene, koordinierte Veloförderung, Bahnhof, Agglomerationsprogramm, Feigenblatt, ein Jahr in Holland, Strassenbauprogramm, Druck, Langsamverkehrkonzepte, Impulsprgramm, eigenständiges Verkehrsmittel, Mischzonenanteil, Modalsplit, E-Bike-Boom, Landwirtschaftswege, Schonräume, Komfort-Aspekt, Skandinavien, Grundkonflikt, Entflechtung, politische Koordination im Wesentlichen, Astra, kleinster gemeinsamer Nenner, Widerspruch, Paradigmenwechsel, in die Schranken weisen, Ballungsräume, anständige Velowege, Helmpflichtdebatte, Ständeratsdebatte, Kinderhelmpflicht, absurd, parlamentarische Tätigkeit, lancieren, breite Zustimmung, verfassungsrechtlich, Föderalismus, Verfassungsänderung, Hollandisierung, Infrastruktur, den Leuten klarmachen.

Sorry, so wird das nichts mit der Veloförderung. Ich bilde mir zwar ein, die meisten Worte zu verstehen (jaja, Akademiker halt). Aber ich habe keine Ahnung, was mir die drei mit ihren Worten sagen wollen. Nach der Lektüre des Artikels habe ich mir sogar kurz überlegt, ob wir die Veloförderung nicht lieber den SVP-Exponenten überlassen wollen. Die geben nämlich ganz einfache und verständliche Sätze von sich. Dummerweise sagen sie halt leider meistens das falsche, finde ich.

Aber vielleicht ist es ja ganz gut wenn die Politiker nicht überall neue Velowege hinpinseln und dann behaupten, sie hätten damit die Welt für die Velofahrer, die Autofahrer, die Fussgänger, die Kinder und sowieso alle verbessert. Wenn nämlich überall separate Velowege gebaut werden sollen, dann ist nämlich zumindest den Velofahrern nicht geholfen, denn:

  • Velowege nimmt hierzulande einfach keiner ernst, siehe hier, hier und vorallem hier (oder auch hier).
  • Wir wollen und können nicht alle Holländer sein.
    (Basti: wenn du noch einmal «Holland» oder «Niederlande» sagst, dann wähle ich dich nicht mehr.)
  • Nach meiner Erfahrung kommt man auf Velowegen weniger schnell und weniger einfach von A nach B.
  • Ich sehe nicht, wo in den Städten noch Platz für zusätzliche Verkehrswege ist.

Aber was solls. Ich fahre einfach weiter wie seit der Erfindung des Velos auf der Strasse. Das funktioniert im Fall prima, vorallem wenn man sich ein wenig auf die schönen farbigen Lichter an den Kreuzungen und die lustigen Steifen am Boden achtet.

Und sowieso, das eigentliche Veloärgernis dieser Tage ist viel schlimmer: Benny Hill hat seine Show in Zürich wegen «Terminkollisionen» vom 25. September auf den 2. Oktober verschoben. Nicht lustig! Aus Protest fahre ich trotzdem am nächsten Sonntag, halt ohne Benny Hill…

2 Gedanken zu “Auf dem Veloweg von Kauderwelsch über Bastien Girod zu Benny Hill

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