Es gibt Momente im Leben, da muss man sich vor den Spiegel stellen, sich selber tief in die Augen schauen und sich unbequeme Wahrheiten ins Gesicht sagen, wenn es sonst keiner tut. Das kann ein schmerzhafter Prozess sein, wenn es beispielsweise um die eigenen Gewohnheiten, die eigenen Überzeugungen oder den eigenen Haarschnitt geht.
Bringen wir es also hinter uns: Mit Velofahren allein werden wir den Klimawandel nicht stoppen, nicht einmal ein bisschen bremsen. Vermutlich könnte man genauso gut eine Luftmatratze in den Weg eines Supertankers legen.
Bescheidene Einsparung
Denn es ist ja so: Mit Velofahren im Alltag – selbst bei einem utopisch hohen Modalsplit von 50 %! – reduzieren wir nur den Schadstoff-Ausstoss des Alltagsverkehrs, welcher nur ein Teil der privaten Mobilität ist, die nur einen geringen Teil der Schadstoffe des gesamten Verkehrs ausmacht, der wiederum nur für einen Teil der global produzierten Treibhausgase verantwortlich ist. Der Beitrag des Veloverkehrs an die Verlangsamung des menschgemachten Anteils am Klimawandel dürfte daher kaum messbar sein.
Wer also etwas fürs Klima tun will, muss sich dafür kein Velo anschaffen. Das tut mir leid, ich hätte es ja auch gerne anders!
Das macht aber nichts.
Das ist aber nicht weiter schlimm, denn zum Velofahren gibt es genügend lupenreine andere Gründe. Radfahren ist enorm nützlich für die Menschheit, weil viel Veloverkehr weniger Autoverkehr und auf diesem Weg schönere und lebenswertere Städte macht. Das wiederum macht unglaublich viele glücklichere, produktivere und gesündere Menschen.
Vor allem aber macht Velofahren einen Heidenpass. Das versteht nur, wer es je ausprobiert hat. Die und der wird es aber nie mehr vergessen
Das alles soll nun um Himmels willen niemanden daran hindern, fürs Klima auf das Fahrrad umzusatteln, wenn ihn das motiviert. Und letztendlich sind Velofahrer*innen tendenziell glücklicher und ausgeglichener. Und damit fällt es ihnen leichter, klimarelevante Verhaltensänderungen vorzunehmen wie weniger Fleisch zu essen, weniger in der Gegend herum zu fliegen oder weniger rechtsbürgerliche Politiker zu wählen.
Und so wird Velofahren dann eben doch klimarelevant. Also: Just ride!
Ein Gedanke zu “Seien wir ehrlich: Velofahren rettet den Planeten nicht.”