Ein Haiku zum Saisonstart

Es ist schon längst wieder einmal Zeit, dem Velo an dieser Stelle ein Haiku zu widmen, auch wenn hier im Westen grosse Verwirrung darüber herrscht, was genau ein Haiku ist. Zur Erläuterung eine beliebige Definition aus dem Internet: „Unverzichtbarer Bestandteil von Haiku sind Konkretheit und der Bezug auf die Gegenwart. Vor allem traditionelle Haiku deuten mit dem Kigo eine Jahreszeit an. Als Wesensmerkmal gelten auch die nicht abgeschlossenen, offenen Texte, die sich erst im Erleben des Lesers vervollständigen.“

Und was heisst Saisonstart? In diesem Zusammenhang soll damit der Moment bezeichnet werden, in dem man sich nach dem Winter zum ersten Mal auf ein Rennrad setzt, um im Freien damit herum zu fahren. Ein anderes Mal wird damit vielleicht etwas anderes gemeint sein.

Also, räusper:

Taub krümmt sich das Kreuz.
Das Rad wird zum Folterknecht.
Frühling heisst Schmerzen.

Da ist doch schon mal einiges erfüllt, was die Form des Haikus anbelangt. Wir sind zufrieden. Bloss die Vervollständigung im Erleben, dass muss die oder der Lesende selber erledigen. Ein Grund mehr, Velo fahren zu gehen.

Doch mit so vielen negativen Gedanken soll keiner aufs Velo klettern. Das Haiku oben ist denn auch schon ein paar Wochen alt, und so könnte ein Frühlingsvelohaiku auch lauten:

Der Puls klopft an.
Ketten quietschen frohgemut.
Frühling macht Flügel.

Na ja. Hauptsache velofahren.

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