Einmal, nur einmal möchte velopflock seiner Zeit voraus sein. Das ist im Internetzeitalter kein unambitioniertes Unterfangen! Deshalb machen wir hier und heute einen Rückblick auf dich, liebes 2016. Bevor in der Altjahreswoche alle Nachrichtensendungen und Talkshows damit anfangen („Das Jahr, das war“! „Die grössten Pleiten in Eigenproduktionen öffentlich-rechtlicher Sendeanstalten 2016“! „Die Top 10-Hustenanfälle von Newssprecherinnen unter 30 2016“ und wie sie alle heissen). In den Nachrichten wird das keine besonders fröhliche Angelegenheit sein, geschätztes 2016, nimm das nicht persönlich, denn du kannst ja nichts für den Zustand dieser Welt. Bist im Gegensatz zu den allermeisten anderen Beteiligten noch nicht sehr lang dabei. Deshalb soll dies hier ein kein trauriger oder erschütternder Jahresrückblick werden. Aber ein sachlicher, das schon.
Um der Sachlichkeit willen wollen wir wissenschaftliche Prinzipien anwenden. Naturwissenschaftliche, nicht wirtschafts-„wissenschaftliche“. Wirtschafts-„Wissenschaft“ wirkt auf mich so wissenschaftlich wie Astrologie (und nein, ich weiss, dass es auch Astronomie gibt und diese etwas ganz, ganz anderes ist). Lass uns also die Zahlen anschauen, liebes 2016. Für einen Velo-Aficionado, der nebenher (so ganz weit aussen nebenher, bildlich gesprochen nicht auf der Fahrbahn, nicht auf dem Radstreifen, nicht mal auf dem Radweg, sondern allenfalls hinter dem nächsten Wald) einen Veloblog schreibt, sind am Ende des Jahres dies die entscheidenden Parameter:
- Anzahl Ausfahrten mit dem Velo (nicht Anzahl Kilometer!!)
- Anzahl gepostete Beiträge (nicht Anzahl Besucher!)
- Anzahl Platten (nicht Anzahl durchgefahrene Reifen!)
Fig. 1 zeigt die Monatsstatistik der Ausfahrten mit dem Velo (Stand vom 20.12.2016, aber da wird nicht mehr viel drin liegen).

Leider lassen sich diese Zahlen nicht mit jenen aus anderen Jahren vergleichen, da sie erstmals erhoben wurden (und wohl auch letztmals). Um bei den Zahlen zu bleiben, hier gleich die Verteilung der Blogeinträge, wobei ihr die ja alle auswendig kennen dürftet (Stand 20.12.2016; könnte sich noch geringfügig ändern).

Für einen bloggenden Aficionado (als Gegensatz zu einem Veloprofi oder einem hauptberuflichen Blogger) sind diese Zahlen nicht weiter erstaunlich: tiefes (zahlenmässiges!) Niveau, grosse zeitliche Schwankungen. Da frage ich mich als alter Wissenschaftler (ich habe meine Matura-Arbeit schliesslich in einem naturwissenschaftlichen Fach zu verfassen versucht), ob es da einen Zusammenhang gibt zwischen den beiden Messgrössen. Hier hilft ebenfalls eine saubere grafische Darstellung weiter:

Liebes 2016: Damit du das noch lesen kannst, bevor du (ver)endest, erfolgt hier nur eine so genannte quick-and-dirty-Auswertung, wie sie in der Tagespresse, bei politischen Parteien oder bei Meinungsumfragen standardmässig angewendet werden. Eine umfassende, peer-reviewte Dateninterpretation mit sauberem Inhalts- und Literaturverzeichnis wird frühestens im Lauf des Sommers 2017 abgeschlossen sein. Gut Ding will Weile haben, das gilt schliesslich nicht nur für Radtouren oder Taglierini al Ragù.
Aus den gesammelten und in den Fig. 1 bis 3 dargestellten Daten lassen sich folgende Schlüsse ziehen:
- Starke Unterschiede zwischen Radeln und Schreiben in den Monaten Januar und Dezember (Fig. 3): Wer viel Velo fährt, kommt nicht zum Schreiben.
- Gleichzeitiges Ansteigen von Radeln und Schreiben in den Monaten August und Oktober (Fig. 3): Radeln regt die Hirntätigkeit an.
Natürlich, liebes 2016, du sagst nun, das liege ja auf der Hand. Ich aber sage: nicht ganz! Jeder mag das vermutet haben, aber nun sind diese intuitiv selbstverständlichen Zusammenhänge endlich und erstmals mit Big Data belegt! Das wird auch deinem Ruf gut tun: „…Quelle: Tamburin et al., 2016„, wird es künftig in so mancher verkehrsphysiologischen Fachpublikation heissen, die wissenschaftlichen Anspruch hat. Bitte, gern geschehen.
Interpretationsbedarf besteht bei der Zeitreihe der Plattfüsse (Fig. 4).

Hier ist die Datenbasis entweder zu schmal oder muss qualitativ überprüft werden. Eine Steilvorlage für 2017, wenn du gestattest, 2016.
Nun ja, erschüttert bin ich jetzt doch ein wenig. 59 Ausfahrten in 52 Wochen? Nachgerade peinlich. Das kann so nicht weitergehen. Nächstes Jahr werde ich mir darum ein neues Rad anschaffen. Du warst nämlich das fünfte Jahr in Folge, das keinen Velokauf gesehen hat, armes Ding, du.
Wir sehen uns spätestens an Sylvester nochmals, altes Haus. Bis dahin: Chapeau und bonne route!
Was heisst schon Ausfahrten? Ich komme v.a. im Alltag auf meine Kilometer. Platten? Notiere ich nicht. Haben meist die anderen 😉
Ist schon so: das Radfahren in den Alltag einbetten bringt die besten Erlebnisse. Passt leider momentan nicht recht in unsere Spassgesellschaft…