Neulich vor der St.-Jakobskirche in Züri. Beste Lage in der Altstadt sozusagen. Ich suche ein Plätzchen, wo ich mein Velo abstellen kann. Und zwar so, dass ich es mit dem Schloss auch irgendwo „anbinden“ kann. Am Kirchgemeindehaus hat’s ein Fenstergitter (war das mal ein Gefängnis?), da passt das Schloss wunderbar durch. Kein Dieb auf der Welt will am Kirchgemeindehaus das Gitter absägen, um mein Velo zu klauen. Perfekt, glaube ich.
„HALT! Das gooaht abr niit“ werde ich von hinten in breitem bündner Dialekt angefaucht. Etwas perplex frage ich: „Warum?“ Der Bündner anwortet, das sei hier öffentlicher Grund, und überhaupt sei er (der Bünder) hier der Hauswart. Aber die Polizei wolle er nicht rufen, meint der Hauswart vielsagend. Da bin ich aber froh, dass ich nicht einglocht werde, weil ich mein Velo auf öffentlichem Grund abstellen wollte.
Aber mit einem Hauswart will man sich ja lieber nicht anlegen. Die haben einfach immer recht, noch mehr als die Polizei (darum musste man sie wohl auch nicht rufen). Auch wenn ich das Argument vom öffentlichen Grund nicht ganz nachvollziehen kann und die Kompetenz des Hauswarts in der Ausübung seiner law-and-order-Mission im öffentlichen Raum ein klein wenig in Frage stelle, ziehe ich weiter.
Hinter dem Kirchgemeindehaus ertappe ich eine feine Dame im Pelzmantel, wie sie heimlich an einer Schnapsflasche in einem braunen Papiersack ihren Durst löscht (Lance Armstrong trinkt mit Sicherheit nicht viel schneller aus seinem Bidon). Die Pelzdame lächelt mich verlegen an und zieht dann beschwingt weiter. An ihrem Rastplatz finde ich einen Blitzableiter… Hey, da passt mein Schloss gerade durch! Wenn sie da saufen darf, darf da auch mein Velo stehen. Perfekt!
Ein Gedanke zu “Hey, das ist öffentlicher Grund hier!”