Eine kurze dialektische Betrachtung des Radfahrens mit Kopfhörern

Zur Zeit, so hört man, bemühen sich wieder verschiedene Politiker und Interessensgruppen, das Radfahren sicherer zu machen. Sicherer für die Autofahrer. Helmobligatorium, Leuchtwestenobligatorium, Tagfahrlichtpflicht und Bei-Einbruch-der Dämmerung-Absteige-Pflicht stehen zur Diskussion, so hört man. Und nicht zu vergessen: das Kopfhörerverbot. Dieses klingt besonders barmherzig: der Rad fahrende wird nicht über alle Massen eingeschränkt, und doch kann sich so manches Autofahrer-Selbsthilfegrüppchen hämisch grinsend auf die Schulter klopfen. Zeit für eine kurze dialektische Betrachtung.

Zu den Nachteilen des Radfahrens mit Ohrstöpseln gehört sicherlich, dass man das Sirren der wie immer gut geschmierten Kette nicht hören kann. Andererseits wird dies beinahe wettgemacht dadurch, dass man auch nicht hört, wenn ein Auto hinter einem hupt.

Es mag von Vorteil sein, wenn man sich dank den Knöpfen nicht mitsingen hört, besonders, wenn man Andreas Gabalier hört bzw. singt. Dieses Plus hat seinen Preis: Man kriegt nicht mit, wenn ein Kind begeistert ruft:“Mami, lueg, es Velo!“ („Mutti, schau, ein Fahrrad!“). Doch! Da, wo ich herkomme, kommt sowas vor!

Natürlich hört man nicht, wenn ein Gang nicht richtig eingelegt ist, was auf die Nerven geht. Dafür hört man auch nicht, wenn ein Gang nicht richtig eingelegt ist, was die Nerven wiederum schont. Dazu ist zu sagen, dass, wer sein Fahrrad liebt und kennt, sowieso jederzeit spürt, ahnt oder sich bewusst ist, welchen Gang er gerade eingelegt hat. Hallo?!

Es ist überhaupt fraglich, was Kopfhörer auf dem Velo bringen sollen, denn sobald man schneller unterwegs ist als ein Haustransporter auf einer abschüssigen Wiese, hört man sowieso nichts mehr von der Musik, weil der Wind heult.

Ganz wichtig bei einer jeden Betrachtung zum Thema Velo: Die Sicherheit! Es kann nicht bestritten werden, dass Musikhören zum Luftgitarrespielen und dieses zum Augenschliessen und dieses wiederum zum Sturz führen kann (bei Ungeübten). Ansonsten aber ist das Musikhören auf dem Velo der Sicherheit bestimmt nicht abträglich, denn so viel wie ein Autofahrer in seiner Vakuumdose hört der Ohrstöpsel-Radler noch lang.

Einerseits könnte ich nun ein paar Dutzend Zeilen weiter hin- und herschreiben. Andererseits könnte ich stattdessen einfach Velo fahren gehen. Und zwar ohne Kopfhörer, denn ich liebe das Geräusch von gut gepumpten Reifen auf feinporigem, schwarzem Belag bei 45 km/h. Köstlich.

(Beitragsbild: bicycling.com)

 

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