Zugegeben, das war etwas dick aufgetragen mit dem Aprilscherz gestern. Viel zu leicht zu durchschauen, denn es ist ja offensichtlich, dass die Misere in Stosszeiten sich nicht nur auf „Auto- und S-Bahnen“ erstreckt, sondern auf alle, alle Strassen, die für den MIV offen sind. Vielleicht ist das Thema „Gebrauch von Fahrrädern im Schweizer Alltag“ auch nicht geeignet für einen Aprilscherz. Selbst wenn da stünde „Aargauer benutzt neuerdings sein Fahrrad für seinen Arbeitsweg statt sein SUV“ wäre das so eine groteske Flunkerei, dass keiner darauf reinfallen würde.
Als Wiedergutmachung für den misslungenen Aprilscherz hier eine Anekdote, die sich so ereignet hat, bei meiner Radfahrerseele:
In einem Veloladen, den ich früher oft frequentierte, arbeitete einmal ein velobegeisterter Mechaniker (ich hoffe, es gibt keine anderen). Er war nicht der Quäl-dich-Typ, hatte dafür sein Velo ziemlich im Griff, wenn es um allerlei Kunststücke ging. Eines Abends machte er sich nach neun Stunden Schrauben gut gelaunt auf seinen etwa zwei Kilometer langen Heimweg über eine der Haupt-Ausfallachsen der Stadt (kleine Stadt, kleiner Feierabendverkehr). Er erregte einiges Aufsehen, weil er den ganzen Weg auf dem Hinterrad fahrend zurücklegte. Das heisst, den ganzen Weg bis zum Kreisel kurz vor seinem Haus. Dort harrte eine Polizeipatrouille seiner und hielt ihn an, um ihn zu büssen. Wegen Nicht-Beherrschen des Fahrzeuges.
Wie fantasielos von den Polizisten! War ihnen nichts besseres eingefallen als Begründung der Busse? Bei Nicht-Beherrschen des Fahrzeuges stelle ich mir nämlich vor, dass solche Sachen passieren:

Und in der Vorstellung des Gesetzeshüters ist dann Martyn Ashton hier eine absolute Flasche:

Eine weitere hübsche Anekdote, auch nicht erfunden, sondern vollständig wahr, passt hier, um zu illustrieren, dass die Polizei in der Tat wichtigeres zu tun hat, als über das Beherrschen von Fahrzeugen zu sinnieren.
Der velobegeisterte Inhaber und Chef eines KMUs mit einer Handvoll Angestellten kommt eines Morgens ins Büro, das sich im vierten Stock eines Hauses im Zürcher Seefeld befindet. Freudig erregt informiert er bereits an der Tür seine Belegschaft lauthals darüber, dass er soeben mit seinem funkelnagelneuen Fahrrad angekommen sei. Wer es bestaunen wolle, könne das mit einem Blick aus dem Fenster tun, das Teil sei an der Platane vor dem Haus angekettet. Leider hat nie einer der Angestellten dieses Fahrrad erblickt, da es in der Zwischenzeit bereits entwendet worden war.
Und hier noch ein Tipp zum Selberbasteln: Am nächsten ersten April ins Büro eilen und die Mitarbeiter auffordern, das neu erstandene Velo vor dem Haus zu bewundern. Wenn sie dann vermelden, da sei kein Velo in Sicht, entsetzt rufen: „Was ist es nicht mehr da?“ und in eine wortreiche Schimpftirade über Velodiebe und die schlafende Polizei ausbrechen. (Haben sie verdient wegen dem gebüssten Mechaniker, auch wenn sie hier bei uns sonst einen ganz anständigen Job abliefern.) Und fertig ist der Aprilscherz!
Wie dieses Beispiel zeigt, werden sogar Aprilscherze vom echten Leben rechts überholt. Gelegentlich auch im Wheelie. Möge das auch auf den von gestern in diesem Blog zutreffen. Amen.