Am letzten Sonntag will ich meine gewohnte Sonntagslektüre aus dem Briefkasten nehmen. Ich staune nicht schlecht, als da anstatt der NZZ am Sonntag eine Sonntagszeitung liegt. Einfach so, ohne Werbe- oder sonstigem Bekennerschreiben. Was der Bauer nicht kennt, das liest er nicht, denke ich.
Aber halt! Auf der Frontseite sehe ich ein Velobild, darüber steht „Rauf aufs Velo!“. Ok, dann lese ich’s halt… Ein Interview mit einem Velodieb („Velo weg!“), ein Portrait der Weltmeisterin im Track Stand („Nicht mehr runter vom Velo!“), ein Hoch auf Elektrogöppel mit unverschwitzten Stadtpräsidenten („Krawatten auf die Velos!“), eine Angstmache vor dem ach-so-bösen-und-gefährlichen Autoverkehr in der Stadt („Finger weg vom Velo!“) und ein paar Noten zum Fahrstil von Supermodels und Brigitte Bardot auf Velos („Velofahren macht schön!“). „Rauf aufs Velo!“. Hä?
Und heute lese ich im Online-Tagi den Artikel „Grüne an der Macht: Das hat sich für Velofahrer verbessert„. Nein, genauer: ich klicke den Artikel an, beginne zu lesen, rege mich auf, und schliesse das Fenster noch vor ich den Artikel fertig gelesen habe. Warum muss Velofahren grün sein? Und, lieber Herr Leupi, was bringt’s mir als Alltagsvelofahrer, wenn die Stadtpolizei neuerdings auf schicken Bikes durch die Fussgängerzonen radelt? Aber folgender Satz gefällt mir, weil er verdammt richtig ist: „Zudem sei die Signalisierung von Velowegen ein Flickwerk.“ Jawoll! Richtig! Lieber Urs Walter, Velobeauftragter des städtischen Tiefbauamtes in Züri, fahren Sie doch mal mit Ihrem Velo durch die Stadt und versuchen Sie sich an die Velowegsignalisation zu halten. Seien Sie bitte vorsichtig und übertreiben Sie nicht, sonst wird’s gefährlich. Wenn ich Bussen für idiotische und unverständliche Velosignalisation eintreiben dürfte, dann wäre ich so reich wie Roger Federer, Bill Gates, Muamar al-Gadaffi und die Billag zusammen.
Hoffentlich habe ich nächsten Sonntag wieder die NZZ im Briefkasten.