Velomomente (8) oder: Totgesagte leben länger

Ich finde mich hier im Editor unserer Website kaum mehr zurecht, so lange ist es her, seit der letzte Blogpost ins kalte Licht der Internet-Realität geschickt wurde! Jetzt aber sind wir zurück! Und wir wollen unseren Anspruch auf folgende tiefe Weisheit einlösen: Totgesagte leben länger. Totgeglaubte wohl noch länger, würde ich jetzt mal schätzen.

Als Totgeglaubte Längerlebende befinden wir uns natürlich in grosser Gesellschaft, und das kann schmeichelhaft sein, muss es aber nicht, wie die folgende kleine Bildergalerie von lauter Totgesagten belegt.

Diese Beispiele sollen aber nichts entschuldigen, was wir in den letzten Monaten nicht gepostet haben. Als Erklärung soll die schlichte Tatsache herhalten, dass einfach so viel wunderbares Velofahren zu erledigen war in diesem heissesten aller Sommer! Da mussten halt Prioritäten gesetzt werden. Zwar lässt es sich schwer über Velofahren schreiben, ohne Velo zu fahren, die Umkehrung ist aber leicht, und so war die Entscheidung zwischen bloggen und rollen an manchem Sommerabend schnell gemacht. Man habe Nachsicht mit uns.

Zur Begrüssung nach unserer Rückkehr eine kleine Anekdote, ein eigentlicher Velomoment. [Velo-Moment, der: Ein Erlebnis, eine Einsicht, Erfahrung oder Erinnerung, das bzw. die im weitesten Sinn in Zusammenhang mit einem Velo oder einer Velofahrt entstanden ist.]

Wie üblich donnerte ich mit sattem Rückenwind den Radweg runter, der eine verkehrsfreie Strasse ist. Donnerte, weil Rückenwind und weil gern nach Hause, logisch, oder? An dem Radweg weidete an jenem Tag eine Schafherde, und hinter dem provisorischen Zaun startete sofort ein Herdenschutzhund, als er mich gesichtet hatte. Ohne mich anzuschauen, aber auch ohne zu bellen, rannte er zwei Meter neben mir die Strasse entlang, zwischen uns ein Plastikgitter. Er war wirklich schön anzusehen, der Hund, wie er mit wehendem Fell und ausladenden Schritten dahinflog. Ich beschleunigte ein wenig, und er hielt problemlos mit. Also trat ich noch mehr in die Pedale, und er lud seine Schritte noch etwas weiter aus. Kurz vor dem Ende der Weide hatte ich so in etwa meine Höchstgeschwindigkeit erreicht, und das Tier war, jetzt in etwas gestreckterer, aerodynamischer Haltung, immer noch gleichauf. In der Ecke der Weide drehte er ab, nicht ohne ein kurzes, bestimmt anerkennend gemeintes Bellen von sich zu geben.

Es war offensichtlich: der Hund war nicht beruflich unterwegs gewesen, denn dass ich keine Bedrohung für seine Schafe war, das hatte er sofort erkannt. Ich hatte mich ja nicht auf seine Herde zu bewegt, wer würde denn sowas Dummes machen? Nein, er war zum Spielen aufgelegt. Und er hatte es genossen! Denn zwei Tage später, morgens, da kam ich wieder an seiner Weide vorbei, und da war er wieder, kam angerannt und spurtete neben mir her. Runde zwei ging erneut unentschieden aus. Wieder grüsste er am Ende der Weide kurz, drehte ab und zog sich zwischen seine Schafe zurück zur Regeneration. Oder zur Arbeit. So wie ich.

Nachtrag zum Beitragsbild: Das abgebildete Fahrrad ist natürlich nicht wirklich tot. Es hat sich bloss tot gestellt. Da war ein böser Hund, und es hatte Angst. Wir lernen draus: Auch tot gestellte leben länger.

2 Gedanken zu “Velomomente (8) oder: Totgesagte leben länger

  1. Sehr schöner Beitrag. Wir mussten einmal am eigenen Leib erfahren, wie schnell Hunde sind: Auf einer Velotour waren wir in Ungarn unterwegs, wo es viele Strassenhunde gibt. Anfänglich wollte ich kläffenden Ungetümen jeweils mit dem Velo entkommen – chancenlos! Nicht einmal bergab waren wir dazu in der Lage. Und je schneller wir fuhren, desto angriffiger wurden die Hunde. Einzige Möglichkeit: Wenden, direkt auf den Hund zugehen und ihn damit verscheuchen.

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