Ich werde mir nächstens eine neue Kloschüssel kaufen. Eine aus Carbon. „Eine Kloschüssel aus Karbon? Beschissene Idee!“ werden einige jetzt ausrufen. Aber überlegen Sie sich mal: So eine Schüssel wäre sehr steif und äusserst leicht. Steifigkeit kommt dem Nutzer einer Kloschüssel sehr entgegen, das gibt Vertrauen, oder würden Sie gern Ihr Geschäft auf einem wabernden Gummiteil verrichten? Und dann die Gewichtsersparnis! Ich werde die Schüssel im obersten Geschoss meines Hauses einsetzen, und das Haus hat immerhin fünf Stockwerke! Eine herkömmliche Schüssel bringt sicher gut und gern sechs, sieben Kilos auf die Waage, das merkt man beim Hochtragen.
Auf diese Aufsehen erregende Idee bin ich natürlich nicht einfach so, sondern beim Durchblättern eines Radsport-Magazins gekommen. Die Ansprüche eines Users an ein Rennrad lassen sich nämlich durchaus mit jenen an eine Kloschüssel vergleichen. Kein Wunder: In beiden Fällen sitzt man und strengt sich einigermassen an. Und in beiden Fällen ist man eben froh, wenn das Equipment eine hohe Steifigkeiteit und ein geringes Gewicht aufweist, wobei sich jeweils die Gewichtsersparnis hauptsächlich beim Herumtragen auswirkt. Werden nämlich die Schüssel oder der Rahmen aus Carbon ihrem Einsatzzweck zugeführt, spürt der durchschnittliche Nutzer nichts mehr von der Gewichtseinsparung. Aber wenn das Rennrad aufs Autodach hoch- oder von ihm heruntergehoben wird, ja dann zählt jedes Gramm.


Hightech im Bad ist ja sowieso gross in Mode, wo man doch heute die Handtuchheizung per Smartphone-App bereits in der Tiefgarage hochfahren kann, während man noch seinen Carbonstuhl vom Dach seines Porsche Cayenne herunterholt. Und was mir für mein Rennvelo recht ist, kann mir doch für mein WC nur billig sein, schliesslich benutze ich das WC über mein ganzes Leben gesehen wesentlich häufiger als mein Rennrad. Wenn auch meistens für kürzere Zeitspannen.
Wie beim Rennrad hat Carbon aber auch an der Kloschüssel eine Schwäche: es ist anfällig auf quer zur Richtung der Carbonfasern auftreffende harte Gegenstände. Ein ernst zu nehmendes Problem, wenngleich das Schadenspotential beim Versagen im Fall des Velorahmens doch deutlich höher einzustufen ist als beim Klo. Dennoch hat das abgebildete Modell, erhältlich beim grossen Internet-Buchhändler (wohl als ergänzende Ausrüstung zum Lesen gedacht), eine „praktische Slow-Down Funktion“. Beim Rennrad fehlt etwas Vergleichbares noch, denn die Bremse kann das, auch wenn die Bezeichnung es nahe legen mag, nicht leisten.
Die Analogie zwischen Kloschüssel und Rennrad endet allerdings bei der gesellschaftlichen Anerkennung, die man sich mit der Anschaffung so eines doch eher teuren Gerätes sichern kann. Mit einem Carbonrad lässt sich nämlich wesentlich leichter protzen als mit einer Carbonschüssel. Denn wer trägt schon eine solche am Samstagnachmittag auf der Flaniermeile seines Wohnortes auf und ab?
Ich dachte beim Anblick des Bildes zuerst, das sei der neuste Komfortsattel von Veloplusâ¦
Guten Mittag Kevin Minion
Stellst du dir Komfort auf dem Sattel SO breit vor?!