Nein, natürlich bin ich nicht so lange auf meiner Velotour samt Kindern geblieben, wie ich nichts gepostet habe hier. Die Schulferien sind ja schliesslich längst vorüber. Aber ich hatte ernsthaftes Velofahren zu erledigen in der Zwischenzeit, durchs Herbstlaub tollen mit dem Mountainbike oder von einer Sauserchilbi zur nächsten pedalen (Entschuldigung für die nun nicht folgende Erläuterung des Begriffes Sauserchilbi für nicht-schweizerische Besucher, wenn solche denn existieren sollten; googelt mal, bitte). Viel Licht, viel Laub, viel Stimmung.
Gestern dann gönnte ich mir zur Entspannung einen Fernsehabend mit den gleichen Kindern, die ich schon auf der Velotour dabei hatte. Haben sie sich echt verdient. Wir schauten uns einen deutschen Kinder- oder Jugendfilm an, der im Ruhrpott spielt, „Vorstadtkrokodile 2“. Der hat uns allen gefallen, und mir nicht bloss, weil die Bösewichte in ihrem Camaro von Kindern auf Velos und fahrzeugähnlichen Geräten düpiert und abgehängt werden. Die sind da übrigens mit solchen Prachtsteilen unterwegs:
Tritop ist allerdings keine Rad-, sondern eine populäre deutsche Sirupmarke, und der Name kam im Rahmen eines Preisausschreibens auf das Bonanzarad drauf. In der Schweiz wurde dieses Konzept mit mässigem Erfolg kopiert, als – weiss Gott, wie die sich fanden! – ein Zigarren- und ein Mineralwasserhersteller zusammen Rennräder von zweifelhafter Qualität mit ihren Firmenlogos drauf unter die Leute warfen:
Zurück zum Film. Noch mehr Freude machte mir der Film mit seinem Nachspann. Da war nämlich ganz am Schluss folgendes zu lesen:
(„Die im Film verwendeten Tiere und Fahrräder wurden bei den Dreharbeiten von Fachpersonal betreut und in keiner Weise misshandelt.)
Das mit den Tieren hätte ich ja noch erwartet, weil es doch irgendwie seit den späteren Westernfilmen vorgeschrieben ist, den schonenden Umgang mit Tieren zu garantieren. Tiere kamen nach meiner Erinnerung in dem Film allerdings gar keine vor. Da hatten die Leute von der Produktionsfirma natürlich Zeit, sich umso intensiver um die Fahrräder zu kümmern, die recht oft im Bild waren. Und wenn man sich schon die Mühe macht, warum soll man das dann nicht auch gleich an die grosse Glocke hängen, ist ja schliesslich eine feine Sache. Die Filmbranche geht also mit gutem Beispiel voran und bringt dem Velo endlich den gebührenden Respekt entgegen. Anders als gewisse Eisenbahngesellschaften, Verkehrspolitiker oder auch Fahrradmechaniker. Nein, halt, da war noch ein Grossverteiler, der völlig unerwartet Infrastruktur für das Recycling von Fahrrädern anbietet, und zwar recht detailliert:
Offenbar muss sich die Bevölkerung mit derart fortschrittlichem Wiederverwertungsbemühen erst noch anfreunden, denn anstatt alten Bromptons, Dahons oder BikeFridays fanden sich in dem Behälter bloss leere PET-Flaschen. Jede Idee hat ihre Zeit. In dem Sinne bin ich optimistisch, dass sich der Disney-Konzern nach Rennwagen (Cars) und Flugzeugen (Planes) bald ein Velo als Helden seines nächsten Animationsfilmes aussuchen wird (und ob ich mich dann darüber freuen soll, weiss ich noch nicht recht). Bis dahin können wir uns mit einem Vorgeschmack unterhalten.
The End.
Alle in diesem Post verwendeten Verben wurden artgerecht ausgewählt, für ihre Aufgabe ausgebildet und von Fachpersonen gemäss Duden konjugiert.
Aha, die Migros investiert in PET. Cabon ist out!